Wer als Historiker, sich in die Geschichte der juristischen Fakultät von Bordeaux während des Ersten Weltkriegs vertieft, begegnet unweigerlich eine charismatische und doch verkannte Figur, die dennoch eine wichtige öffentliche Persönlichkeit in der Geschichte der Dritten Republik war. Raymond Thamin, Rektor der Akademie von Bordeaux während des Ersten Weltkriegs, war ein brillanter Intellektueller mit einer außergewöhnlichen Karriere. Er studierte an der École normale supérieure (1877), wurde agrégé in Philosophie (1880) und erhielt die Doktorwürde in Literatur mit einer Dissertation über Den heiligen Ambrosius und die christliche Moral im 6. Jahrhundert (1896). Er wird Dozent an der Philosophischen Fakultät (1884) und Professor am Lycée Condorcet in Lyon (1894), Autor insbesondere eines Buches in der Philosophie der Pädagogik mit dem Titel „L ‘éducation et le positivisme“, daspour lire la suite…
Category: Die Fakultäten im Sog der Geschichte
Die Universitätsbibliothek von Lille im Ersten Weltkrieg
Historie und Funktionsweise Vor 1887 sind die Fakultäten für Recht und Literatur sowie ihre Bibliotheken in Douai beheimatet, unweit von Lille. 1887 schließen sich die beiden Fakultäten den Fakultäten für Naturwissenschaften und Medizin in Lille an, wobei die Bibliotheken schon in Verbindung miteinander stehen. Die vier Fakultäten wurden 1896 in der Universität Lille vereint. 1914 wurde die Universitätsbibliothek in einem neuen Gebäude untergebracht, das 1907 eingeweiht wurde. Dieses Gebäude wurde speziell als Bibliothek konzipiert und entspricht den professionellen Standards der Zeit. In den Jahren 1903-1904 hatte der Direktor der Bibliothek Paul Vanrycke, eine Studienreise nach Deutschland (einschließlich Straßburg), Belgien und den Niederlanden, um sein Projekt zu planen. Das Gebäude ist 1.570 m² groß. Der Lesesaal wird von einem Glasdach beleuchtet und verfügt über 125 Plätze. Hinzu kommen einpour lire la suite…
Die Bibliothek der juristischen Fakultät von Paris im Ersten Weltkrieg
Als der Krieg anfang August 1914 ausbricht ist die Bibliothek der juristischen Fakultät von Paris eine funktionnelle und gut eingespielte Einrichtung, die sich in einer Entwicklungsdynamik befindet (zum Vergleich siehe Artikel über die Bibliothek von Toulouse). Ihre Entwicklung begann achtunddreißig Jahre zuvor, mit der Ernennung ihres ersten professionellen Bibliothekars Paul Viollet im Jahr 1876. Diese Ernennung entsprach dem Wunsch, die Struktur aus ihrem embryonalen Zustand herauszuholen. Sie ging mit architektonischen Konstruktionen und einer Erhöhung der Budgets und der Belegschaft einher. So wuchs die Bibliothek zwischen 1876 und 1914 unter der Leitung von Viollet von 20 auf fast 300 Sitzplätze und von 15.000 auf 112.000 Bücher. Auch die Zeitschriftenabonnements steigen von einigen Dutzenden auf 600. Das Personal wächst von zwei auf zehn Mitarbeiter. Auch zusätzliche Lesesäle und Magazinepour lire la suite…
Die Universitätsbibliothek von Toulouse und ihre Rechts- und Literaturabteilung im Ersten Weltkrieg
Um das Niveau der Hochschulbildung des Landes zu erhöhen, und Angesichts der zentralen Rolle, den Bibliotheken darin spielen, unternahm die Dritte Republik, durch zahlreiche Vorschriften die Universitätsbibliotheken neu zu organisieren. In Toulouse führen diese Bemühungen 1879 zur Schaffung einer einheitlichen Universitätsbibliothek. Aber erst 1891 gelangt sie zu ihrer endgültigen Struktur, mit zwei geographisch getrennten Abteilungen, mit der sie vier Fakultäten bedient : Medizinwissenschaften in den Allées St. Michel und Recht und Literatur in den Räumen der juristischen Fakultät, heute „alte Fakultäten“ benannt. Bald wird es zu eng für die Abteilungen des Rechts und der Literatur, die 1910 in die 56 rue du Taur umziehen, in den Räumlichkeiten des ehemaligen Priesterseminars niederzulassen. Die dortige Einrichtung umfasst einen 32 mal 9 Meter großen Lesesaal mit einer Galerie mit Blickpour lire la suite…
Die Schaffung der „Universität von Bissing“ in einem belgischen Land ohne Universitäten
Die Gründung der Vlaamsche Hoogeschool, besser bekannt als „Universität von Bissing“, markiert einen Höhepunkt der Besatzungszeit und der Beziehungen zwischen den Besatzungsbehörden, den flämischen Aktivisten und den „Patrioten“ in dieser Zeit. Während vor dem Hintergrund der Besetzung die Universitäten geschlossen wurden, wurde 1916 in Flandern — in Gent — mit Unterstützung der deutschen Behörden eine akademische Einrichtung gegründet. Um diesen Moment und diese besondere Institution vorzustellen, muss sie in den Kontext der flämischen Forderungen gestellt werden, die sich in den Jahrzehnten zuvor entwickelten. Belgien hat seit seiner Unabhängigkeit Französisch zu seiner einzigen Amtssprache gemacht und die flämische Sprache und Kultur vernachlässigt. Der gesamte Unterricht findet auf Französisch statt. Die flämische Bewegung, die sich in Belgien seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, fordert die Anerkennung der flämischen Sprache und Kulturpour lire la suite…
Die Université nouvelle : ein Raum der Erhaltung des juristenausbildung in Brüssel
Nach der deutschen Invasion im August 1914 folgt bald die Besetzung des größten Teils des Landes. Der Kriegskontext und die Besatzung hindern die Wiederaufnahme der Vorlesungen : Ein Teil der Professoren und Studenten ist gegangen oder an die Front mobilisert. In Löwen stellen die Plünderung der Stadt, das Massaker und das Feuer in der Universitätsbibliothek große Hindernisse dar. In Lüttich verhindert die Plünderung der Räumlichkeiten der Universität jede Wiederaufnahme unter „normalen“ Bedingungen. Diese Umstände führen dazu, dass die damaligen vier Universitäten Belgiens, die staatlichen Universitäten Lüttich und Gent sowie die freien Universitäten Brüssel und Löwen ihre Türen schließen. An der Freien Universität Brüssel findet die für den 14. Oktober 1914 geplante akademische Wiedereintrittssitzung nicht statt. Der Verwaltungsrat der Universität beschließt am 3. Oktober 1914, die Wiederaufnahme der Vorlesungen abzusagen. Diepour lire la suite…
Die Universität Lille und ihre juristische Fakultät im Ersten Weltkrieg
Sommer 1914 : Die Kriegserklärung Noch vor dem Jahresbeginn im November des Jahres sind es die Französisch-Sommersprachkurse für ausländische Studierende, die als erste durch den Kriegseintritt gestört werden. Diese Sommerschule findet in in Boulogne-sur-Mer in zwei Zeiträume statt, eine im Juli und eine im August. Im Sommer 1914 sind für die Sommerkurse 216 Studenten eingeschrieben. Der Unterricht fokussiert auf Literatur, französische Zivilisation, Phonetik, Grammatik, Stil, Lesen, Konversation und Übersetzung. Unter den 143 Studenten, die in der Juli-Session eingeschrieben sind, stammen 69 aus England, 35 aus Deutschland, 14 Russland, 7 aus Österreich, 5 aus Ungarn, 4 aus Schweden, 2 aus Holland, 2 aus Kanada, 2 aus Frankreich, 1 Amerika, 1 aus Kolumbien, 1 aus Finnland. Der Sekretär der Gesellschaft zur Förderung der ausländischen Studenten, der nach dem Ende des Konflikts seinen Bericht zum Sommer 1914 verfasst, erinnert sich an denpour lire la suite…
Der Alltag der juristischen Fakultät von Paris im Ersten Weltkrieg
„Wie im Familienleben gibt es im Leben einer Fakultät Momenten, die sich wiederholen, fast immer dieselben, sie sind die zahlreichsten und notwendigsten. Manchmal gibt es auch neue Ereignisse, die eine kleine oder große Veränderung in ihrer Organisation und Funktionsweise bewirken. Auch sie sind notwendig, aber sie dürfen nicht allzu oft vorkommen, da sie in eine Existenz, dessen Kontinuität und Regelmäßigkeit gewissermaßen das Grundgesetz sind, sonst zu viel Instabilität bringen. Das Leben einer Institution, wie das einer Familie, bringt schließlich glückliche und auch unglückliche Ereignisse mit sich. Wäre es ohne sie denn wirklich Leben ?“ Diese Bemerkungen stammen vom Dekan Ferdinand Larnaude, der sie im Jahresbericht der Hochschuleinrichtungen der Pariser Akademie (Juristische Fakultät) festhält. Als Larnaude, der seit dem 1. November 1913 Dekan ist, diese Zeilen verfasst, sindpour lire la suite…
Der Krieg im Alltag der juristischen Fakultät von Toulouse
Am 9. Juni 1929, anlässlich des 700. Jahrestages der Gründung der Universität Toulouse, zeichnet der Rechtshistoriker Joseph Declareuil (1863-1938) die Geschichte der Institution nach : „Nacheinander erschienen zwanzig Generationen von Meistern und Schülern. Sie haben gedacht, gehandelt, gekämpft, um Wissen zu erlangen, und sind dann wieder aus der Zeit geschieden“ Er schlägt seinem Publikum vor, „einige Lektionen aus dieser großen Vergangenheit zu hören“. In der Geschichte des Studium Tolosanumwird die Periode des Ende des 19. und des Anfangs des 20. Jahrhunderts nur sehr grob skizziert. Nur flüchtig werden die neu kreierten Lehrstühle und Vorlesungen, die gegründeten Instituten, die Beziehungen mit praktischen Rechts- und Notariatschulen oder die Neubildung der Toulouser Universität im Jahr 1906. Wie die anderen Redner schweigt er den wichtigen Beitrag der Universität Toulouse, insbesonderepour lire la suite…