Tag: Frankreich

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Die Nachkriegszeit an der juristischen Fakultät von Lyon : der Frieden durch das Recht fördern

Bereits vor der Unterzeichnung des Waffenstillstands mit Deutschland ist die Universität von Lyon voll und ganz in diese Bewegung eingetreten, die von Bemühungen seitens der Zivilgesellschaft geprägt ist, um die vor allem militärischen Beziehungen zwischen den alliierten Nationen in einen tiefen und fruchtbaren kulturellen Austausch umzuwandeln. Zu diesem Zeitpunkt sind die alliierten bestrebt, ihr Bündnis zu erneuern und zu verstärken, was sich durch eine Interesse an der Kultur der gestrigen militärischen Bündnispartner ausdrückt. Kurz gesagt, man wünscht sich, dass die vorübergehende Waffenbruderschaft zu einer Freundschaft zwischen den Ländern entwickelt, die jedoch nur dann Bestand haben kann, wenn sich jede Seite bemüht, den anderen besser kennenzulernen. Der Impuls dafür kommt noch vor Kriegsende von amerikanischen Akademikern der American University Union (AUU). Unter anderem wird dadurch die vorübergehende Aufnahmepour lire la suite…

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Vom “Krieg um das Recht” zu den “Roaring Twenties” der Rechtswissenschaft

Das Recht steht im Mittelpunkt des Kampfes zwischen den Achsenmächten und den Entente-Mächten. Die französischen Juristen setzen alle ihre rhetorischen Waffen ein, um die Werte der “lateinischen Zivilisation” gegenüber der “teutonischen Barbarei” zu verbreiten. Die Propaganda vom Krieg des Rechts gegen die Gewalt schürt den Hass und den Wunsch nach Rache an einem Feind, der seit seinem Sieg von 1870, der auf die angebliche Überlegenheit der deutschen Universitäten zurückgeführt wurde, ebenso gehasst wie bewundert wurde. Der Rechtskrieg, mit dem die kämpfenden Massen mobilisiert werden sollten, wurde zu einem ideologischen Gegensatz zwischen zwei Modellen mit Hegemonialanspruch, von denen das eine das “französische Genie” und das andere die deutsche “Kultur” hervorhob. In dieser Konfrontation von paroxysmaler Gewalt standen die Juristen an allen Fronten. Die bürgerlichen Eliten derpour lire la suite…

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Die französische Rechtsfakultäten auf der Medienbühne der Nachkriegszeit : Ein Wiederaufbau zwischen Rache und Hoffnung

Der Erste Weltkrieg war nicht nur eine Prüfung für die französische Gesellschaft als Ganzes, sondern auch für die Universität und insbesondere die Rechtsfakultäten. Diese „kleinen verschiedenen Gesellschaften“, wie Immanuel Kant sie nannte, die ein Teil des „wissenschaftlichen Staates“, der die Universität ist, sind von einem Konflikt betroffen, der die gesamte Gesellschaft in den Kriegsanstrengungen mobilisiert. Die juristischen Fakultäten waren bislang, einer tief verwurzelten Tradition folgend, nach außen hin ziemlich verschlossen geblieben. Da sie wie die medizinischen Fakultäten als „Berufsfakultäten“ gelten, haben sie immer wieder Studentenjahrgänge in ihre Hörsäle gelockt, deren große Zahl die Finanzen und das Wachstum des Lehrkörpers sicherte. Dieser Andrang erschwerte auch die Nutzung der Universitätsgebäude, die in den ersten Jahrzehnten der Dritten Republik neu gebaut wurden. Einige Monate nach Beginn der Feindseligkeiten,pour lire la suite…

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Die Teilnahme der französischen Juristen an der Friedenskonferenz von 1919

Am Ende des Ersten Weltkriegs entsteht auf den Trümmern der alten Imperien ein neues Europa. Die Sieger des Konflikts wollen dem eine neue rechtliche Färbung verleihen. Clemenceau spricht damals von der Schaffung eines „ Europa des Rechts “, das das ultimative Ziel der Alliierten sein sollte, wenn sie über den Frieden verhandeln wollen. Zu diesem Zweck wenden sich die Alliierten an Juristen, insbesondere an Völkerrechtsexperten, deren fachliche Gutachten regelmäßig eingeholt werden. Hier verstehen wir unter Juristen diejenigen, die durch ihre Ausbildung das Recht kennen und es deshalb praktizieren oder anwenden. Welche Spuren haben die französischen Juristen bei den Friedensverhandlungen und -verträgen hinterlassen  ? Nahmen sie nur eine beratende oder eine aktivere Rolle bei der Friedenskonferenz von 1919 ein  ? Vorstellung der anwesenden Juristen Innerhalb der Friedenskonferenz gibt es unterschiedlichepour lire la suite…

Erinnern

Der Krieg und das Sterben von Studenten an der juristischen Fakultät von Lille 1914-1918

Die Gedenktafel, die heute vor dem Eingang in der größten Halle der juristischen Fakultät von Lille angebracht ist, zieht keine Blicke auf sich. Dabei steht Sie an einer auffälligen Ort, und ist sowohl vom Erdgeschoss als auch von den offenen Laufgängen sichtbar, insbesondere wenn man sich auf dem Weg zum Saal der Akte begibt, wo Verteidigungen von Doktorarbeiten stattfinden. Das Gedenken an das hundertjährige Jubiläum des Ersten Weltkriegs hat zwar das Interesse an diesem Denkmal geweckt, aber es hat absolut nichts mit der Aufregung zu tun, die all jene erschütterte, die nach dem Konflikt zu der beeindruckenden Liste von Namen aufschauten, die in den Marmor eingraviert waren. Ein massenhaftes Sterben Zu Beginn des Schuljahres 1913/14 waren es 351 Studenten. Bei der ersten Rückkehr nach dem Waffenstillstand ampour lire la suite…

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Geschichten von Studenten aus Bordeaux, die “für Frankreich gestorben” sind

Der Ausbruch des Krieges im Sommer 1914 veranlasste alle europäischen Staaten, ihre männliche Bevölkerung zu größtmöglichen Opfern aufzufordern. So forderte Frankreich die meisten seiner Bürger im Alter von 20 Jahren, ja sogar von 19 Jahren bis über 40, auf, sich der aktiven Armee anzuschließen. Auch wenn die Studenten nur eine Minderheit waren, so war ihr Einsatz an der Front doch sehr beeindruckend. Sie verkörpern die Jugend, denn Studenten sind die einzige soziale Gruppe, die fast ausschließlich aus jungen Menschen besteht. In den Fakultäten konzentriert sich daher das, was man als “die Jugend Frankreichs” bezeichnen könnte, die vor allem von Journalisten beobachtet wird. In der Provinz ist die Zahl der Studierenden wesentlich geringer als in Paris. Dennoch wächst sie stetig, wie zum Beispiel in Bordeaux, wopour lire la suite…

Erinnern

Die Denkmäler der juristischen Fakultät von Toulouse

„Wir ehren diesen großen Toten, die uns diesen Sieg beschert haben […].“ Georges Clemenceau, Abgeordnetenkammer, 11. November 1918 Menschen leben. Sie sterben auch, manchmal sehr jung und vor ihrer Zeit. Memento mori  ! Erinnere dich an den Tod mahnten die alten Gesellschaften. Unsere alten Meister liebten es, Latein zu zitieren – die Weisen und Philosophen unserer Antike. Der Tod ist unvermeidlich, aber er scheint weit vor uns zu liegen. Doch in der Hitze des August 1914, als der Krieg erklärt wird, lauert der Tod noch nicht. Sie ist überall präsent, oft für diejenigen, die an die Grenze gegangen sind, um das Land zu verteidigen. Wie es die Bestimmungen des Generalstabs seit dem Frühjahr 1914 vorsehen, ist der Plan XVII in Kraft getreten. Er ist es, der zum Zeitpunkt derpour lire la suite…

Erinnern

Ein institutionelles Erinnern. Das goldene Buch der juristischen Fakultät von Toulouse

Bereits zu Beginn dieses Krieges, den sich allen als schnell und Siegreich vorstellten stellen sich die menschlichen Verluste als immens heraus. Die Dokumentation der Zahlen der Toten wird nicht erst mit dem Gesetz vom 25. Oktober 1919 „über das Gedenken und die Verherrlichung der Toten für Frankreich im Ersten Weltkrieg“ unternommen, das die Bildung eines goldenes Buches vorsieht, in dem die Namen der Söhne von jedem Gemeinden, die sie am Konflikt beteiligen, aufgeführt werden. Aus finanziellen Gründen werden die geplanten 120 Bände nicht entstehen. Wie zahlreiche andere Institutionen wird die juristische Fakultät von Toulouse schnell aktiv, um eine „glorreiche und traurige“ Liste ihrer im Kampf getöteten Studenten zu erstellen, und am 2. Dezember 1918 kann der Dekan Maurice Hauriou seinen Kollegen mitteilen, dass „die Aufzeichnungen […] fast beendet sind“. Eine Kommission, bestehend auspour lire la suite…

Die juristische Literatur im Krieg

Die Doktorarbeiten der juristischen Fakultät von Toulouse in Zeiten des Krieges

Ein Bruch in der Doktorandenpraxis Die erste Auswirkung des Krieges auf die Produktion der Dissertationen an der juristischen Fakultät von Toulouse zeigt sich zunächst an der Zahl der Thesen, die seit 1914 drastisch abnehmen. In den Vorkriegsjahren wurden regelmäßig dreißig bis vierzig Doktorarbeiten jährlich verteidigt, und obwohl das Jahr 1911 mit seinen 50 Thesen den Beginn einer Abschwächung markierte (sowohl aufgrund einer Änderung der Bedingungen für die Vergabe des Doktorats in Toulouse im Jahr 1911 als auch eines allgemeinen Rückgangs der Zahl der Studenten in allen Fakultäten des Südens, die von der Konkurrenz von Limoges und Clermont-Ferrand ab 1909 betroffen waren), kannten die beiden Jahre vor dem Krieg noch 34 bzw. 25 Doktoranden. Aber es ist ein völliger Zusammenbruch, der zu Beginn des Krieges eintritt : eine einzigepour lire la suite…

Die juristische Literatur im Krieg

Zwischen Wissenschaft und Patriotismus : Juristische Zeitschriften im Krieg (1914-1918)

Im Hochsommer 1914 bricht in Europa ein beispielloser bewaffneter Konflikt aus. Das Ausmaß, die Brutalität und die weltweite Ausdehnung dieses Krieges, von der man erwartete, dass er nur von kurzer Dauer sein würde, brachten ihm den Namen „Großer Krieg“ ein ; er sollte auch die „Der des ders“ sein (die letzte der letzten). Bevor jedoch die ersten Kanonenschüsse ertönten, bevor die ersten Schützengräben ausgehoben wurden, war bereits eine Klasse der Bevölkerung an einer anderen Front besonders mobilisiert. In der Tat führen die französischen und deutschen Gelehrten zu diesem Zeitpunkt schon seit mehreren Jahrzehnten einen regelrechten „Krieg der Wissenschaften“ in Physik, Chemie und Medizin, der zum einen durch die fortwährenden Fortschritte in diesen Disziplinen, und zum anderen durch die Verbreitung der patriotischen Gefühlen beflügelt wurde. In denpour lire la suite…