Author: Des facultés sur le front du droit

Porträts von Professoren

Die juristische Fakultät in Löwen: Professoren im Krieg

In den letzten Tagen vor Ausbruch des Krieges im Jahr 1914, zählt die juristische Fakultät in Löwen fünfzehn Lehrer im aktiven Dienst. Dazu kommen noch zwei emeritierte Professoren. Ein Teil dieser Professoren übt neben ihrem Beruf als Professeur noch eine andere Tätigkeit aus. Ein Teil von ihnen engagiert sich in der Katholischen Partei. Außerdem war die Ausübung eines politischen Mandats auf lokaler oder nationaler Ebene oder eines Ministeramtes nicht unüblich. Der Krieg wirkt sich somit in mehrfacher Hinsicht auf ihre Tätigkeiten aus. Der Beginn des Krieges und die Ereignisse im August 1914 treffen die Stadt Löwen besonders stark, die Universität umso stärker. Am 2. August 1914 stellte Deutschland der belgischen Regierung ein Ultimatum. Weniger als achtundvierzig Stunden später wurden die ersten Häuser in der Nähe der deutschen Grenze inpour lire la suite…

Porträts von Professoren

Ruhm und Erinnerungen des Louis Boulards (1877-1914)

Im Sommer 1914 scheint Louis Boulard alles erreicht zu haben, um in jeder Hinsicht glücklich zu sein. Er hat einen erfolgreichen studentischen Werdegang hinter sich. Nach seiner Promotion an der juristischen Fakultät von Paris im Jahr 1902, die mit einem Dissertationspreis ausgezeichnet wird, schreibt er sich in die Anwaltskammer ein, und hält parallel Vorlesungen an der selben Fakultät. 1907 wird er zum stellvertretenden Professor für Rechtsgeschichte in Lille, um André Giffard in Lille zu vertreten, der zu einer Auswärtsmission entsandt wurde. Boulard stellt sich von Anfang an als hervorragender Pädagoge heraus. Dies zeigt die besonders lobende Bewertung des Dekans Pilon – der nicht gerade für seine Nachsicht bekannt ist – anlässlich des Endes des ersten Lehrjahr von Boulard in Lille. Er betont seine Gelehrsamkeit und seinepour lire la suite…

Porträts von Professoren

Gustave Chéneaux, „nichts als Gutes über ihn zu sagen“.

Am 29. April 1920 hielt der Dekan Léon Duguit vor einer Versammlung von Studenten und Professoren der juristischen Fakultät von Bordeaux eine Rede, in der er den Tod eines seiner Kollegen, des Professors für Zivilrecht Gustave Chéneaux, würdigte und betrauerte. Die später veröffentlichte Rede ruft beim Leser gemischte Gefühle hervor, da der Wille, das Gemetzel, das dieser Krieg darstellte, zu rechtfertigen, in den Worten des angesehenen Juristen zum Ausdruck kommt. Dennoch sind Duguits Worte von echter Zärtlichkeit und spürbarer Traurigkeit geprägt, wenn er auf die Persönlichkeit des Lehrers eingeht, der am 29. April 1915 in der Nähe von Verdun „an den Feind gefallen“ war. Der Dekan lobt zunächst die Einfachheit des Verstorbenen, seine Hartnäckigkeit und seine Arbeitskraft. Die Erwähnung dieser Charakterzüge, die sowohl bei Soldaten als auch bei Juristenpour lire la suite…

Porträts von Professoren

Fakultätsmobilisierungen: der Fall der Rechtsfakultät von Lyon

In einem militärischen Konflikt können die Universitäten dem Staat, von dem sie abhängen, Ressourcen verschiedener Art zur Verfügung stellen. Die erste davon ist menschlicher Natur, das heißt, ihre Studenten sowie ihre militärisch mobilisierten Professoren. In einem solchen Kontext können die Universitäten zusätzlich wissenschaftliche Ressourcen zur Verfügung stellen, deren militärische Anwendungen von entscheidender Bedeutung sein können. Schließlich können sie nicht unerhebliche symbolische Ressourcen bereitstellen. Allein durch die bloße Tatsache, dass sie in widrigen Zeiten fortbesteht, fungiert die Wissensproduktion als Beweis der Stärke des kriegführenden Landes sowie seiner Widerstandsfähigkeit gegen die unvermeidliche Desorganisation, die jeden Konflikt mit sich bringt. Aber diese intellektuelle Produktion kann noch auf eine andere Weise zu den Kriegsanstrengungen beitragen, und zwar indem sie die kriegerische Entschlossenheit der Studenten, die noch nicht mobilisiert sind,pour lire la suite…

Porträts von Professoren

Die amerikanische Mission von Professor Geouffre de La Pradelle (1914-1917)

Die Verletzung der Neutralität der belgischen und luxemburgischen Staaten, die von Deutschland in den ersten Augusttagen 1914 begangen wird, hat stark dazu beigetragen, eine Darstellung des Konflikts zu zeigen, in dem Frankreich und seine Verbündeten es leicht hatten, sich als tugendhafte Verteidiger des von der deutschen Barbarei bedrohten Rechts darzustellen. Diese Verletzung hatte aber auch den paradoxen Effekt, die neutralen Länder, die sich als solche eben weigerten, in den Konflikt militärisch einzutreten, in dessen Mittelpunkt zu rücken. Der Status der Neutralität, den die zwei Staaten genießen, ins durch völkerrechtliche Verträge anerkannt und geschützt, die Deutschland selbst ratifiziert hat. Die Missachtung dieser Verträge seitens des Bundeskanzlers Bethmann-Hollweg, der sie als bloße „Papierlappen“ ansah, stellte eine radikale Infragestellung des Völkerrechts – der damals in seinen Anfängen istpour lire la suite…

Porträts von Professoren

Alexandre Mérignhac (1857-1927) – eine Stimme des internationalen Friedens

Offizier der Ehrenlegion, Offizier des öffentlichen Lehre, Ritter des landwirtschaftlichen Verdienstes, Kommandeur des Ordens von Isabelle la Catholique, Ritter der italienische Krone; die Auszeichnungen sind zahlreich, aber der Blick scheint melancholisch. Für denjenigen, der sich vor sein Portrait, aufhält, bietet Alexandre Mérignhac, der heute fast in Vergessenheit geraten ist, ein kontrastreiches Bild, denn seinerzeit sowohl national als auch international geehrt, erlebte er zugleich viele Enttäuschungen in seinem ständigen Kampf, wenn nicht zugunsten einer vollständigen Ausrottung des Krieges, so doch zugunsten seiner Kodifizierung und der Einrichtung internationaler Friedenssicherungsgremien. Der am 21. Januar 1857 in Toulouse geborene Anwaltssohn verteidigt im Alter von 20 Jahren seine Doktorarbeit über das Folgerecht durch Hypothek im römischen und französischen Recht, bevor er seinerseits Rechtsanwalt am Berufungsgericht Toulouse wurde. 1884 erhält er die agrégation (Lehrbefähigung)pour lire la suite…

Porträts von Professoren

Louis Renault und die Legitimierung des Völkerrechts in Frankreich

Louis Renault wird 1843 als Sohn eines Buchhändlers geboren. Er studiert Jura in Paris und schließt 1861 sein Studium ab. Er wird Professor für römisches Recht und Handelsrecht an der Universität Dijon (letzteres Gebiet ist auch die Spezialität seines Kollegen Charles Lyon-Caen, der ebenfalls 1843 geboren wurde und mit dem er ein Buch verfasste). Parallel dazu vertritt er Charles Giraud für eine Völkerrechtsvorlesung an der Pariser Fakultät, bevor er schließlich 1888 dessen Nachfolge antritt. Er lehrt auch an der neuen École libre des sciences politiques (Freie Schule für Politikwissenschaft), an der viele französische Internationalisten lehren oder studieren. Ab 1890 wird er Rechtsberater des Außenministeriums und ist Vertreter von Frankreich bei den Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907. Ab 1882 ist er Mitglied des Instituts fürpour lire la suite…

Porträts von Professoren

Porträts von Professoren

9 November 202210 November 2022 Des facultés sur le front du droitPorträts von Professoren Ruhm und Erinnerungen des Louis Boulards (1877-1914) Im Sommer 1914 scheint Louis Boulard alles erreicht zu haben, um in jeder Hinsicht glücklich zu sein. Er hat einen erfolgreichen studentischen Werdegang hinter sich. Nach seiner Promotion an der juristischen Fakultät von Paris im Jahr 1902, die mit einem Dissertationspreis ausgezeichnet wird, schreibt er sich in die Anwaltskammer ein, und hält parallel Vorlesungen an selbiger Fakultät. 1907 wird er zum stellvertretenden Professor für Rechtsgeschichte in Lille, um André Giffard in Lille zu vertreten, der zu einer Auswärtsmission entsandt wurde. Boulard stellt sich von Anfang an als hervorragender Pädagoge heraus. Davon zeugt den besonders lobende Bewertung des Dekans Pilon – der nicht gerade für seinepour lire la suite…

Studentische Lebenswege

Das „Kriegstagebuch“ von Paul Demeur

Das „Kriegstagebuch“ von Paul Demeur ist eigentlich kein Kriegstagebuch. Als Anwalt am Kassationshof wurde Paul Demeur 1964 vom Redaktionsausschuss des Journal des Tribunaux, der wichtigsten juristischen Fachzeitschrift Belgiens, um Unterstützung gebeten. Paul Demeur war zu diesem Zeitpunkt eine prominente Persönlichkeit in der belgischen Juristenszene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, sowohl als Anwalt am Kassationshof als auch als Professor an der Katholischen Universität Löwen. Fünfzig Jahre nach dem Kriegseintritt hielt es die Redaktion für „angemessen, […] das Andenken an die Juristen, Richter und Anwälte in der Praxis oder in der Ausbildung wachzurufen, die damals nicht unempfänglich für den Ruf des Landes waren und deren einfache und reine Beispiele noch immer unseren Stolz nähren“. So veröffentlichte Demeur einen Beitrag mit dem Titel „Journal de campagne 1914-1918 à l’intentionpour lire la suite…

Studentische Lebenswege

Charles Le Coq de Kerland Vater und Sohn: Zwei Generationen von Juristen mobilisiert, von der Hörsäle bis in die Lüfte

Die Kriegserklärung am 1. August 1914 löst die allgemeine Mobilmachung aus. Die Zahl der Männer im Alter von 20 bis 38 Jahren, die in die Reihen der Armee aufgenommen werden sollen, beläuft sich auf mehr als 3.800.000. Das Ausmaß des Beitrags der Franzosen zum Konflikt beschränkt sich jedoch nicht auf ihre Eingliederung in die militärische Institution. Tatsächlich mobilisiert sich die gesamte französische Gesellschaft in der sogenannten „Heiligen Union‟. Seit mehr als vier Jahren sind es Mitglieder ganzer Familien, Kämpfer und Zivilisten, die in ihren alltäglichen Aktivitäten von der Hoffnung auf den Sieg geleitet werden. Dies ist zum einen als Reaktion auf Aufforderungen der Regierung zu verstehen, die Kriegspropaganda betreibt, um alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in den Konflikt einzubinden. Zum anderen entsteht diese Solidarität durch eine gefühltepour lire la suite…