Um das Niveau der Hochschulbildung des Landes zu erhöhen, und angesichts der zentralen Rolle, die Bibliotheken dabei spielen, unternahm die Dritte Republik zahlreiche Maßnahmen zur Neuorganisation der Universitätsbibliotheken. In Toulouse führten diese Bemühungen 1879 zur Schaffung einer einheitlichen Universitätsbibliothek. Erst 1891 jedoch erhielt sie ihre endgültige Struktur, mit zwei geographisch getrennten Abteilungen, die vier Fakultäten bedienten : Medizinwissenschaften in den Allées St. Michel sowie Recht und Literatur in den Räumlichkeiten der juristischen Fakultät, heute als „alte Fakultäten“ bekannt.
Bald jedoch wurden die Räume für die Abteilungen Recht und Literatur, zu eng, sodass diese 1910 in die 56 rue du Taur umzogen, wo sie sich im ehemaligen Priesterseminar niederließen. Die dortige Einrichtung umfasste einen 32 mal 9 Meter großen Lesesaal mit einer Galerie mit Blick auf einen Garten sowie ein Büro für den Chefbibliothekar, ein weiteres für den Bibliothekar und einen Raum für den Katalog. Im Flügel entlang der rue de Périgord befand sich der Ausrüstungsraum, ergänzt durch mehrere Magazine. Man könnte denken, dass die Abteilungen für Recht und Literatur damit endlich über angemessene Betriebsbedingungen verfügten.
Doch nur wenige Monate später, nach dem Brand, der im Oktober 1910 die Medizinabteilung verwüstete, musste die Abteilung Platz machen für die geretteten Sammlungen sowie für die zahlreichen Spenden, die zum Wiederaufbau des Fonds beigetragen hatten. Im Sommer 1914, als sich im Oktober die Neugestaltung der Medizinabteilung in den Allées Saint-Michel abzeichnete, zerstörte der Kriegseintritt Frankreichs jede Hoffnung auf eine baldige Rückkehr zur Normalität.
Die Mobilisierung traf das Personal der Bibliothek unmittelbar.
Das technische Personal bestand damals aus : dem Direktor und Chefbibliothekar Jacques Crouzel ; dem stellvertretenden Chefbibliothekar (verantwortlich für die Medizinabteilung) Gustave Ducos ; dem Bibliothekar Louis Vié ; und schließlich dem Hilfsbibliothekar Henri Crouzel, Sohn von Jacques Crouzel. Alle vier waren ausgebildete Juristen und besaßen den Befähigungsnachweis für die Tätigkeit als Bibliothekar. Neun Bibliotheksjungen kümmerten sich um die Ordnung der Räumlichkeiten, die Überwachung der Lesesäle, die Konservierung und die Bereitstellung der Bände.
Jacques Crouzel, Gustave Ducos und Louis Vié, die respektiv 1852, 1861 und 1868 geboren wurden, sind alle nicht mobilisierungsfähig. Henri Crouzel wurde 1907 wegen körperlicher Schwäche reformiert. Dagegen sind die Bibliotheksjungen sofort von der Mobilisierung betroffen. Ab August sind vier von ihnen mobilisiert : Joseph Mallet, Gaspard Latapie, Eugène Dufour und Joseph Sablayrolles, der zusätztlich Aufseher der Rechtsbibliothek ist. Von den verbliebenen fünf Jungen verbleibt nur Paul Saissinel, um das kleine provisorische Depot für Medizinwissenschaften zu verwalten, das an der medizinischen Fakultät in verschonten Räumlichkeiten eingerichtet wurde, während die anderen vier (Jean Milhau, Auguste Lacamp, Jean Brousse und Belou) ihren Dienst in der rue du Taur leisten.
Während Joseph Mallet im Februar 1915 reformiert wird, werden Jean Milhau und Jean Brousse Anfang 1915 mobilisiert und verlassen die Bibliothek, um in den Hilfsdiensten zu dienen.
Darüber hinaus melden sich Louis Vié und Gustave Ducos ab August 1914 und Henri Crouzel ab September 1914 freiwillig, um halbtags als Sekretäre in verschiedenen Krankenhäusern zu arbeiten. Henri Crouzel wird seinerseits am 11. Dezember 1914 mobilisiert und kann so nicht mehr zum Betrieb der Bibliothek beitragen, in der er für die Katalogisierung verantwortlich war. Er kehrt nie zurück und stirbt im September 1918 an einer Krankheit an der Front. Es ist übrigens der einzige Verstorbene, den die Bibliothek während des Konflikts beklagen muss. Louis Vié hingegen kehrt zu Beginn des Hochschuljahres 1915 zurück. Da es zu wenige Bibliotheksjungen gibt wird er in Vollzeit eingestellt.
Die Räume der Bibliothek selbst werden für die Kriegsanstrengungen einbezogen. Um die Schätze der nationalen Sammlungen der Hauptstadt zu schützen, bittet der Staat die Universität Toulouse um die Unterbringung eines Depots der Nationalbibliothek. Zur gleichen Zeit wurde ein Teil der Sammlungen des Louvre, einschließlich der Mona Lisa, der Stadt Toulouse anvertraut. Unter der Aufsicht des Bibliotheksinspektors Pol Neveux wurden ab September 1914 90 Kisten mit 5 063 Sammlungen, 138 Schachteln und 868 Einzelstücken in die Rechts- und Literaturabteilung gebracht.
Um dieses Depot zu errichten, muss nicht nur Platz in den Magazinen geschaffen sondern auch ein Soldatenposten für die Überwachung installiert werden. Für die Wintermonate muss der Chefbibliothekar eine Zentralheizung installieren lassen und den Kessel Tag und Nacht laufen lassen, sogar sonntags und während der Feiertage, was das Bibliotheksbudget belastet.
Zu Beginn des Winters 1917 bricht der Kessel aus und kann nicht vor dem Frühjahr 1918 ersetzt werden. Als die Temperatur im großen Lesesaal unter null fällt, muss man sich vorübergehend an einem Ort niederlassen, an dem ohne Brandgefahr ein Ofen untergebracht werden kann : Im Maurand-Turm gelingt es, einen Raum einzurichten, der sowohl für die Arbeit des Personals als auch für die Bestellung von Büchern durch die Leser dient. Das Konsultieren von Büchern vor Ort wird bis Ostern eingestellt, aber die Bibliothek vermeidet die vollständige Schließung.
Außerdem wird die Verwendung von elektrischer Beleuchtung von den Verantwortlichen der Lagerräume verboten. Grund dafür ist die Vorerfahrung eines Brandes in der Medizinabteilung der Bibliothek im Jahr 1910, der durch das Brechen eines elektrischen Kabels verursacht wurde.
Die Sicherheit der Depots beunruhigt in der Tat den Inspektor Pol Neveux, der sich in Toulouse niederlässt, um sie besser im Blick zu haben. Im März 1918 ärgerte er sich nämlich über die Nachlässigkeit der Bibliotheksjungen, die, indem sie einen Wasserhahn offen ließen, eine Überschwemmung verursachten, die glücklicherweise unproblematisch blieb. Er schrieb an Jacques Crouzel : „Die im Erdgeschoss angesammelten nationalen Schätze verdienen weniger Leichtfertigkeit und weniger Nachlässigkeit. Im Hinblick auf meine Verantwortlichkeiten wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie Ihre Angestellten an die strikte Einhaltung der Vorschriften erinnern würden, denen sich niemand hier auf ihrem jeweiligen Aufgabengebiet entziehen darf – seien es Beamte oder Bibliotheksjungen. .Ihre Untergebenen müssen wissen, dass sie für die Sicherheit und Integrität unserer Depots verantwortlich sind. Ich möchte sie nicht vom Herrn Minister daran erinnern lassen müssen.“
Im Juni 1918 kamen weitere 306 Kisten aus der Pariser Bibliothek des Arsenals sowie das Archiv der Stadt Reims zu den bereits gelagerten Beständen hinzu. Um sie unterzubringen, mussten die Regale des Maurand-Turms demontiert und die Bestände der Rechts- und Literaturabteilung auf dem Boden in angrenzenden Räumen aufbewahrt werden.
Die Kürzung der Haushalte ist eine weitere wichtige Auswirkung des Krieges.
Diese erfolgt in einer ohnehin schon schwierigen Situation : 1913 läutet der Jahresbericht von Direktor Jacques Crouzel die Alarmglocke über den Rückgang des Budgets für den Büchererwerb (von 33 750 Francs im Jahr 1906 auf 28 293 Francs), der damals auf die Erhöhung der Betriebskosten und der Buchbinderei, aber vor allem auf die Teuerung der Zeitschriftenabonnements zurückzuführen ist. Die Situation, die mehrere Jahre lang durch außerordentliche Subventionen der Universität für den Kauf großer Sammlungen unproblematisch erschien, kommt ans Licht, als die Universität über die Mittel nicht mehr verfügt, um diese Subventionen zu sichern, und gleichzeitig die Bibliotheksgebühren sanken.
In der Tat führt die massive Mobilisierung der Studenten zu einem starken Personalabbau : 1913/14 hat die Universität 2 741 Studenten aufgenommen, von denen es 1914-15 nur noch 838 waren. 1915/16 erreicht die Zahl den Tiefstand von 712 Eingeschriebenen, bis sie 1917-18 auf 1 188, und 1918-19 auf 1 764 wieder zunimmt. Automatisch senkt dies die Einnahmen aus den Bibliotheksgebühren, die direkt der Bibliothek zufließen.
Wenn ursprünglich das für 1914 vorgesehene Budget 39 872 Francs beträgt, teilt der Rektor dem Direktor bereits am 8. August eine Entscheidung des Ministers mit : „Ich habe die Ehre, Ihnen mitzuteilen, dass ich angesichts der aktuellen Ereignisse beschlossen habe, dass alle Ausgaben, die für das Jahr 1914 nicht unbedingt notwendig sind, aufgeschoben werden. Was die bereits eingegangenen und unterzeichneten Mittelbindungen betrifft, so behalte ich mir vor, ihre Ausführung aufzuschieben. Ich bin Ihnen dankbar, mir von nun an nur die Angelegenheiten einer anerkannten Dringlichkeit und Notwendigkeit zu übermitteln (Gehälter, ausgeführte Aufträge, gelieferte Lieferungen usw.).“
Der für 1915 vorgesehene Budget muss bereits im Februar revidiert werden, da es im Vergleich zu den erwarteten Einnahmen aus den Bibliotheksgebühren einen Verlust von 3 610 Francs gibt und die staatliche Förderung der Universität praktisch abgeschafft wurde. Damit sinkt das Gesamtbudget von 33 187 auf 29 579 Francs. Im Jahr 1916 muss das Budget ebenfalls nach unten revidiert werden.
In seinem Bericht vom Oktober 1917 zählt Jacques Crouzel die Mittel auf, die der Bibliothek abhandenkommen : 10 000 Francs an staatlichen Förderungen, den gesamten Universitätsbeitrag von 6 700 Francs, sowie 95 % der Einnahmen aus Bibliotheksgebühren in Höhe von 10 080 Francs, wobei sich die Gesamtverluste auf 26 780 Francs belaufen.
Angesichts dieser sinkenden Einnahmen müssen die Ausgaben angepasst werden. Einige davon sind jedoch nicht reduzierbar, wie etwa die Heizkosten. In der Tat muss die Heizung aus den oben genannten Gründen in allen Wintermonaten ununterbrochen laufen, bei steigendem Kohlenpreis. Im Jahr 1916-17 belaufen sich die Heizkosten auf 6 600 Francs, im Vergleich zu 1 825 Francs vor dem Krieg. Außerdem muss ein Bett gemietet und die Person entlohnt werden, die für den nächtlichen Betrieb des Kessels eingestellt wird, da der Wächter der Bibliothek Joseph Sablayrolles – wie wir gesehen haben – seit Beginn des Krieges mobilisiert ist. Für diese Ausgaben wird die Bibliothek sowohl vom Staat als auch von der Stadt Paris unterstützt, die die zusätzlichen Kosten tragen. Dieser Zuschuss muss mehrmals angepasst werden.
Infolge der Haushaltskürzungen wird das Budget für den Büchererwerb im Berichtszeitraum verringert, obwohl ein Teil des Budgets für Zeitschriftenabonnements für den Büchererwerb umgewidmet wird (z.T. durch Mittel, die durch die Nichtverlängerung der deutschen Zeitschriften frei wurden). Zum Glück, so Crouzel, ist die Nachfrage auch moderat. Auf den Antragsformularen für Bucherwerbsvorschläge sind de facto sehr wenige Ablehnungen zu verzeichnen. Für zwei Bücher ist der Antrag mit dem Vermerk „warten“ versehen, aber in der Tat handelt es sich um deutsche Veröffentlichungen.
Während die Bibliothek vor dem Krieg rund 22 000 Francs für den Bücherwerb und 17 000 Francs für Zeitschriftenabonnements aller Abteilungen ausgibt, werden während des Krieges rund 2 500 Francs für Bücher (neue Bücher und Sammlungsergänzungen) ausgegeben. Die Abonnements sinken unter die 4 000 Francs-Marke.
Zusätzlich zu den entgeltlichen Anschaffungen verfügt die Bibliothek über mehrere weitere Möglichkeiten, ihren Bestand zu erweitern. Der Austausch mit ausländischen Institutionen, wissenschaftlichen Gesellschaften und Universitäten geht trotz des Krieges weiter – mit Ausnahme derjenigen aus den feindlichen Ländern. Zu diesem Zweck verfügt die Bibliothek über Dutzende oder sogar Hunderte von Exemplaren der von der Universität herausgegebenen Zeitschriften. Nach dem Gegenseitigkeitsprinzip werden auch die an der Toulouser Universität durchgeführten Doktorarbeiten in den anderen Bibliotheken versendet.
Eine weitere Möglichkeit sind die Spenden. Die Registereinträge bezeugen von hundert bis dreihundert neuen Titeln pro Jahr, die auf diesem Weg in den Beständen gelangen. Bemerkenswert ist zum Beispiel die Schenkung von Bressolles im September 1914, die aus zahlreichen juristischen Werken bestand – eine Schenkung, die wahrscheinlich der Familie von Gustave Bressolles zu danken war (der 1892 verstorben war und an der juristischen Fakultät lehrte), oder direkt seinem Sohn Joseph Bressolles, der damals an derselben Fakultät lehrte. Einige Werke stammen auch von der Carnegie International Peace Foundation. Aber es ist das Ministerium selbst, das durch seine regelmäßigen Sendungen am meisten zur Bereicherung der Bestände beiträgt.
Am Ende des akademischen Jahres 1917-18 umfasst die Sammlung der Universitätsbibliothek 152 442 Monographien, davon 91 263 für die Rechts- und Literaturabteilung.
Was die interne Arbeit anbelangt, so war es neben den oben erwähnten Akquisitionen dem technischen Personal der Bibliothek ein Anliegen, die Arbeit der Eintragung in die Eintragsregister und der Erstellung der Katalogblätter fortzusetzen. Im Jahr 1916 wurde auf Wunsch des Direktors für Hochschulbildung, Lucien Poincaré, sogar eine Aufstellung der im Besitz befindlichen Zeitschriften auf Karteikarten erstellt, um zur Erstellung eines französischen Kollektivkatalogs beizutragen. Im selben Jahr, dank der Rückkehr von Louis Vié in die Bibliothek in Vollzeit, wird die Katalogisierung der Manuskripte abgeschlossen, und die Datensätze werden im Allgemeinen Katalog der Manuskripte der öffentlichen Bibliotheken veröffentlicht.
Die jährliche Bestandsinventare, mit Ausnahme der von 1915, werden ausgeführt.
Was die Bestellung und Ausleihe von Büchern angeht, schrumpft die Nachfrage zwangsläufig mit der Abnahme der Leserzahlen aufgrund der Mobilisierung. Dennoch bringt der Krieg eine neue Art von Leserschaft hervor : es sind zunächst Frauen, deren Anteil im Laufe des Krieges zunimmt und für die Jacques Crouzel im Juni 1915 sogar einen eigenen Lesesaal in der rue du Taur einrichten ließ ; aber auch Flüchtlinge oder Soldaten, die in Toulouse stationiert sind, wie etwa der Kanonier Baurès, der „im zivilen Leben die Funktionen des Staatsanwalts in der Stadt Gourdon ausübt“, der im Mai 1916 die Erlaubnis zum Besuch der Bibliothek beantragte. Dies kompensiert natürlich nicht den Rückgang der Leserzahlen von 11 928 in 1915/1916 auf 6 132 in 1917/1918.
In Eile nahmen sich viele der mobilisierten Leser nicht die Zeit, ihre Werke der Bibliothek zurückzugeben. Man beschäftigte sich also auch damit, besonders zu Beginn aber auch während der ganzen Dauer des Krieges, diese Bände zurückzubekommen oder zumindest zu versuchen. Wie man es vermuten kann, erwies sich die Sache als schwierig. In seiner Sitzung der Bibliothekskommission vom 16. April 1915 (ein Gremium, in dem sich Vertreter der Fakultäten und der Bibliothekar um den Rektor versammelten) wird im Protokoll festgehalten : „Wir haben dafür gesorgt, die ausgeliehenen Bände, insbesondere die vor dem Krieg ausgeliehenen, zurückzubekommen, oder was die Professoren betrifft, die Ausleihe zu verlängern. […] Unsere Bemühungen wurden nicht von Erfolg gekrönt. […] Von den Eltern der mobilisierten jungen Leute bekamen wir einige Bände zurück ; die meisten antworteten nicht oder antworteten, dass sie die geforderten Bände nicht zu Hause fanden, oder dass die Bände im Zimmer des Schülers in einer anderen Stadt waren usw.“ Manchmal bringt auch die Antwort der Familie die Nachricht vom Tod eines Studenten an der Front. Wieder andere Male löst der Antrag der Bibliothek Proteste aus, wie die des Sergeants Jacques Maury am 27. Juli 1917 : Er antwortet, dass er, wenn nötig, die Bücher aus seiner Aufzeichnungen für seine Doktorarbeit bei seiner nächsten Fronturlaub sortieren werde, und dass er dann „jene Werke zurückbringen werde, von denen ich immer hoffe, dass sie […] in einigen Monaten verwendet werden und die mir vielleicht an dem Tag fehlen werden, an dem ich sie endlich brauche“.
Für die Studenten, die ihr Studium fortsetzen, scheint der Alltag in der Bibliothek, wie er in den Archiven niedergeschrieben ist, nicht viel anders zu sein als vor dem Krieg. Am 15. Dezember 1914 verfasst der Bibliothekar einen Bericht über „7 Jurastudenten, die während den Öffnungszeiten die Ruhe störten“, und denen der Rektor bis auf weiteren den Eintritt untersagt. Im Februar 1917 wurde ein gewisser Poujade, ein Kandidat für die Aggregation, vor den Universitätsrat eingeladen, weil er sich weigerte, seine Bücher gemäß der Verordnung Fristgemäß zurückzugeben und “die Ordnung gestört hatte, indem er im Lesesaal und im Büro des Mitarbeiters Lacamp mit einem Lautstark sprach, so dass er vom anderen Ende des Raumes gehört wurde” und dem Chefbibliothekar gegenüber „mit Spott antwortete“.
In der Bibliothek bleiben die Auswirkungen des Krieges viele Monate nach der offiziellen Unterzeichnung des Waffenstillstandes noch spürbar.
Der Bericht der Universität über die Jahre 1918-19 gibt einen ausführlichen Rückblick auf die vier Jahre dieses Weltkonflikts und hebt hervor, dass „[die Bibliothek] mehr als jede andere akademische Einrichtung unter dem verlängerten Kriegszustand in Bezug auf Personal, Ressourcen, Einrichtung und Betrieb gelitten hat“. Der Bericht enthält auch, was in den Vorjahren nicht der Fall war, den gesamten Bericht des Bibliotheksdirektors. Es handelt sich dabei um Gustave Ducos, der Nachfolger von Jacques Crouzel, der im Juni 1919 in den Ruhestand trat. Die Stelle des Leiters der Medizinabteilung und des Stellvertreters des Direktors ist damit frei und wird erst im Februar 1920 von Herrn Gieules besetzt. Was die Bibliotheksjungen betrifft, die nach und nach demobilisiert werden, nehmen sie nach und nach ihre Funktionen wieder auf. Das gesamte Team erholt sich nur langsam.
Im Frühjahr 1919 findet eine letzte außerordentliche, kriegsbezogene Ereignis statt : Die Bibliothek muss sich organisieren, um die 1 223 amerikanischen Studenten aufzunehmen, die auf ihre Demobilisierung warten und währenddessen ihr Studium in Toulouse wieder aufnehmen möchten. Ein Lesesaal wird speziell für sie reserviert. Deren Aufenthalt dauert nur von Februar bis Juni dauern, doch behalten sie es offensichtlich in gute Erinnerung behalten, denn sie spenden den Erlös vom Verkauf ihrer englischsprachigen Zeitung namens „Qu’est-ce que c’est ?“ : 14 548 Francs, die für die Bildung einer französisch-amerikanischen Bibliothek an der Toulouser Universität eingehen.
Schließlich konnten die durch den Krieg unterbrochenen Ausbauarbeiten der Medizinabteilung wieder aufgenommen und abgeschlossen werden. Der Umzug der 190 171 Bände der Sammlungen, die nach Abschluss der Rekonstruktionsarbeiten während der Sommerferien 1919, erfolgt. Nachdem die staatlichen Depots im Februar 1919 in die Hauptstadt zurückgebracht sind, kann sich die Bibliothek in der rue du Taur endlich vollständig aneignen. Die provisorischen Einrichtungen wurden abgebaut, die Regale wieder aufgebaut und die Bestände der Rechts- und Literaturabteilung werden aus dem Boden der Magazine geholt und in den Regalen wiedergebracht.
Die Beschlagnahme der Räumlichkeiten wird beendet, die Budgets steigen wieder, und Büchererwerb und Abonnements werden wiederaufgenommen, mit dem Bestreben im Blick, die durch den Krieg entstandenen Bestandslücken zu schließen. Die Anzahl der eingeschriebenen Studenten an der Universität, und folglich die Nutzung der Bibliothek, steigen wieder an. Die Bibliothek ist nun bereit, nach vorne zu blicken um diese schwierige Periode zu vergessen.
Das scheint jedenfalls der Wunsch von Jacques Crouzel gewesen zu sein, der in der historischen Notiz, die er kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Amt über die Universitätsbibliothek verfasste, nur in einer lapidaren und zugleich eloquenten Formel auf diese schwierigen Jahre hinwies : „Die Kriegszeit war in jeder Hinsicht eine Zeit relativer Untätigkeit und Haushaltsknappheit. Wir hielten absichtlich ein fast vollständiges Schweigen über sie.“
Magali Perbost, stellvertretende Direktorin der Direktion der Bibliotheken und der Dokumentation(Universität Toulouse-1-Capitole)
Literaturangaben
Crouzel Jacques, « Bibliothèque universitaire », Documents sur Toulouse et sa région : lettres, sciences, beaux-arts, agriculture, commerce, industrie, travaux publics, etc., Toulouse, France, Privat, 1910, p. 218‑222.
—, Notice sur la bibliothèque universitaire de Toulouse, Toulouse-1-Capitole, BU de l’Arsenal, Ms 260, Toulouse, France, Manuscrit de 47 pages resté inédit, vers 1918.
Daumas Alban, « Des bibliothèques de facultés aux bibliothèques universitaires », dans André Vernet, Claude Jolly, Dominique Varry, Martine Poulain (dir.), Histoire des bibliothèques françaises, tome 3, Paris, France, Cercle de la Librairie, 1991, p. 417‑435.
Poulain Martine, « Les bibliothèques durant la Grande Guerre », dans Bulletin des bibliothèques de France, no 3, 2014, p. 114‑131.
Université de Toulouse, Rapport annuel du conseil de l’université, Toulouse, France, Privat, Chauvin, 1917-1920.
L’université de Toulouse : son passé, son présent (1229-1929), Toulouse, France, Privat, 1929.
« Correspondances diverses, 1914-1918 », Archives de Toulouse-1-Capitole, BU de l’Arsenal, Toulouse, France.
« Rapports annuels de la bibliothèque universitaire, 1914-1919 », Archives de Toulouse-1-Capitole, BU de l’Arsenal, Toulouse, France.
« Registres d’entrées, registres de dons, registres de demandes d’acquisitions », Archives de Toulouse-1-Capitole, BU de l’Arsenal, Toulouse, France.