„Wir ehren diesen großen Toten, die uns diesen Sieg beschert haben […].“ Georges Clemenceau, Abgeordnetenkammer, 11. November 1918 Menschen leben. Sie sterben auch, manchmal sehr jung und vor ihrer Zeit. Memento mori ! Erinnere dich an den Tod mahnten die alten Gesellschaften. Unsere alten Meister liebten es, Latein zu zitieren – die Weisen und Philosophen unserer Antike. Der Tod ist unvermeidlich, aber er scheint weit vor uns zu liegen. Doch in der Hitze des August 1914, als der Krieg erklärt wird, lauert der Tod noch nicht. Er ist überall präsent, oft für diejenigen, die an die Grenze gegangen sind, um das Land zu verteidigen. Wie es die Bestimmungen des Generalstabs seit dem Frühjahr 1914 vorsehen, ist der Plan XVII in Kraft getreten. Er ist es, der zum Zeitpunkt derpour lire la suite…
Tag: Toulouse
Ein institutionelles Erinnern. Das goldene Buch der juristischen Fakultät von Toulouse
Bereits zu Beginn dieses Krieges, den sich alle als schnell und siegreich vorstellten stellen sich die menschlichen Verluste als immens heraus. Die Dokumentation der Zahlen der Toten wird deshalb nicht erst mit dem Gesetz vom 25. Oktober 1919 „über das Gedenken und die Verherrlichung der Toten für Frankreich im Ersten Weltkrieg“ unternommen, das die Bildung eines goldenes Buches vorsieht, in dem die Namen der Söhne von jeder Gemeinde, die sich am Konflikt beteiligen, aufgeführt werden. Aus finanziellen Gründen werden die geplanten 120 Bände nicht entstehen. Wie zahlreiche andere Institutionen wird die juristische Fakultät von Toulouse schnell aktiv, um eine „glorreiche und traurige“ Liste ihrer im Kampf getöteten Studenten zu erstellen, und am 2. Dezember 1918 kann der Dekan Maurice Hauriou seinen Kollegen mitteilen, dass „die Aufzeichnungen […] fast beendet sind“. Eine Kommission, bestehendpour lire la suite…
Die Doktorarbeiten der juristischen Fakultät von Toulouse in Zeiten des Krieges
Ein Bruch in der Doktorandenpraxis Die erste Auswirkung des Krieges auf die Produktion der Dissertationen an der juristischen Fakultät von Toulouse zeigte sich zunächst an der Zahl der Thesen, die seit 1914 drastisch abnahmen. In den Vorkriegsjahren wurden regelmäßig dreißig bis vierzig Doktorarbeiten jährlich verteidigt, und obwohl das Jahr 1911 mit seinen 50 Thesen den Beginn einer Abschwächung markierte (sowohl aufgrund einer Änderung der Bedingungen für die Vergabe des Doktorats in Toulouse im Jahr 1911 als auch eines allgemeinen Rückgangs der Zahl der Studenten in allen Fakultäten des Südens, die von der Konkurrenz von Limoges und Clermont-Ferrand ab 1909 betroffen waren), kannten die beiden Jahre vor dem Krieg noch 34 bzw. 25 Doktoranden. Aber es ist ein völliger Zusammenbruch, der zu Beginn des Krieges eintritt : eine einzige Doktorarbeit, die 1914-1915 vertretenpour lire la suite…
Die Reden des Dekans Maurice Hauriou (1914-1919)
Am Samstag, dem 18. Juli 1914, zwanzig Tage nach der Ermordung des Erzherzogs François-Ferdinand, endete an der juristischen Fakultät von Toulouse das akademische Jahr. An diesem Nachmittag wird der Fakultätsrat vom Dekan Maurice Hauriou (1856-1929) geleitet. Innerhalb von dreißig Minuten werden die Kandidaturen für den offenen Lehrstuhl des römischen Rechts sowie die Verteilung der Einnahmen aus den fakultativen Vorträgen diskutiert. Die Fakultätsversammlung trifft sich dann, um die Preise des Jahresend-Wettbewerbs, der freien Kurse und die Maurice-Garrigou-Stiftung zu vergeben. Noch können Studenten und Lehrer ein paar ruhige Tage genießen, bevor sie im Tumult des Krieges mitgerissen werden. Am Mittwoch, den 25. November 1914, ist der europäische Konflikt in den Debatten der Fakultätsorgane spürbar. Die Versammlung behandelt die Fragen der ergänzenden Kurse und der zeitweisen Aufhebung der Einschreibegebühren sowie den Vorschlagpour lire la suite…
Alexandre Mérignhac (1857-1927) – eine Stimme des internationalen Friedens
Offizier der Ehrenlegion, Offizier des öffentlichen Lehre, Ritter des landwirtschaftlichen Verdienstes, Kommandeur des Ordens von Isabelle la Catholique, Ritter der italienische Krone ; die Auszeichnungen sind zahlreich, aber der Blick scheint melancholisch. Für denjenigen, der sich vor sein Portrait, aufhält, bietet Alexandre Mérignhac, der heute fast in Vergessenheit geraten ist, ein kontrastreiches Bild, denn seinerzeit sowohl national als auch international geehrt, erlebte er zugleich viele Enttäuschungen in seinem ständigen Kampf, wenn nicht zugunsten einer vollständigen Ausrottung des Krieges, so doch zugunsten seiner Kodifizierung und der Einrichtung internationaler Friedenssicherungsgremien. Der am 21. Januar 1857 in Toulouse geborene Anwaltssohn verteidigt im Alter von 20 Jahren seine Doktorarbeit über das Folgerecht durch Hypothek im römischen und französischen Recht, bevor er seinerseits Rechtsanwalt am Berufungsgericht Toulouse wurde. 1884 erhält er die agrégation (Lehrbefähigung)pour lire la suite…
Der Fall der amerikanischen Studenten an der juristischen Fakultät von Toulouse
Shoulder arms. Charlie Chaplins Film Shoulder Arms, der am 20. Oktober 1918 in den USA in die Kinos kommt, zeigt Charlot, wie er versucht, eine militärische Ausbildung zu absolvieren. Am Abend schläft er ein. Er findet sich in einem Schützengraben in Frankreich wieder, wo er das Warten und die Untätigkeit seiner Kameraden teilt. Er meldet sich freiwillig zu einem Spionageeinsatz. Er kehrt als Held zurück, der eine junge Französin gerettet und Kaiser Wilhelm II., Generalfeldmarschall Hindenburg und den Kronprinzen gefangen genommen hat. Die Figur des Charlot ist den französischen Soldaten nicht unbekannt, als sein Film am 20. April 1919 in Frankreich in die Kinos kommt (unter dem Titel : „Charlot Soldat“). Der Schweizer Frédéric Louis Sauser alias Blaise Cendrars, der 1915 in Bois de la Vache (Somme) als ausländischer Freiwilliger in der französischenpour lire la suite…
Porträts von Toulouser Studenten im Krieg
In Toulouse findet der erste Vorlesungsanfang seit Kriegsbeginn am 9. November 1914 statt. Es wird „unter normalen Bedingungen“ durchgeführt, wie es der Dekan Maurice Hauriou seinen versammelten Kollegen berichtet. Dennoch zeigen die Zahlen ein anderes Bild. Während im Jahr 1913 1.032 Studenten eingeschrieben sind, sind es 1914 nur 295. 1916 werden es nur noch 175 sein, und auch wenn der Anstieg in den letzten Kriegsjahren wieder einsetzt, wird die Schwelle von tausend Anmeldungen erst 1930 wieder überschritten. Die juristische Fakultät von Toulouse wird vom Ausbruch der Feindseligkeiten mit voller Wucht betroffen. Während viele bereits mobilisiert und in Regimente eingegliedert werden, wird von den im Hinterland gebliebenen erwartet, dass sie sich auch mobilisieren. Für die Mobilisierungsbefreiten wie für die jüngeren Studenten, die noch nicht mobilisiert werden können, wenn siepour lire la suite…
Die Universitätsbibliothek von Toulouse und ihre Rechts- und Literaturabteilung im Ersten Weltkrieg
Um das Niveau der Hochschulbildung des Landes zu erhöhen, und angesichts der zentralen Rolle, die Bibliotheken dabei spielen, unternahm die Dritte Republik zahlreiche Maßnahmen zur Neuorganisation der Universitätsbibliotheken. In Toulouse führten diese Bemühungen 1879 zur Schaffung einer einheitlichen Universitätsbibliothek. Erst 1891 jedoch erhielt sie ihre endgültige Struktur, mit zwei geographisch getrennten Abteilungen, die vier Fakultäten bedienten : Medizinwissenschaften in den Allées St. Michel sowie Recht und Literatur in den Räumlichkeiten der juristischen Fakultät, heute als „alte Fakultäten“ bekannt. Bald jedoch wurden die Räume für die Abteilungen Recht und Literatur, zu eng, sodass diese 1910 in die 56 rue du Taur umzogen, wo sie sich im ehemaligen Priesterseminar niederließen. Die dortige Einrichtung umfasste einen 32 mal 9 Meter großen Lesesaal mit einer Galerie mit Blick auf einen Gartenpour lire la suite…
Der Krieg im Alltag der juristischen Fakultät von Toulouse
Am 9. Juni 1929, anlässlich des 700. Jahrestages der Gründung der Universität Toulouse, zeichnet der Rechtshistoriker Joseph Declareuil (1863-1938) die Geschichte der Institution nach : „Nacheinander erschienen zwanzig Generationen von Meistern und Schülern. Sie haben gedacht, gehandelt, gekämpft, um Wissen zu erlangen, und sind dann wieder aus der Zeit geschieden“ Er schlägt seinem Publikum vor, „einige Lektionen aus dieser großen Vergangenheit zu hören“. In der Geschichte des Studium Tolosanum wird die Periode des Endes des 19. und des Anfangs des 20. Jahrhunderts nur sehr grob skizziert. Nur flüchtig werden die neu kreierten Lehrstühle und Vorlesungen, die gegründeten Institute, die Beziehungen zu praktischen Rechts- und Notariatschulen oder die Neubildung der Toulouser Universität im Jahr 1906 erwähnt. Wie die anderen Redner schweigt er über den wichtigen Beitrag derpour lire la suite…
Die juristischen Fakultäten von Toulouse und Paris : Zwischen Konkurrenz und gemeinsame Schicksal
Paris und Toulouse sind die beiden größten juristischen Fakultäten Frankreichs. Über das ganze 19. Jahrhundert sind diese Dominierend für die akademische Landschaft Frankreichs, insbesondere in Hinsicht auf ihre Attraktivität, auf die Studentenanzahl sowie die Anzahl an verliehenen Diplomen. Zusammen mit den anderen von Napoleon gegründeten juristischen Fakultäten (insgesamt ein Dutzend im Inland), teilen Sie das gleiche Ziel der Professionalisierung : Durch die Organisierung von Prüfungen sollen sie die notwendigen Titel für den Zugang zu den juristischen und gerichtlichen Berufen (Richter, Anwälte, Lehrer usw.) unter den Kindern der privilegierten Klassen zugänglich gemacht werden. In allen Fakultäten wird der Schwerpunkt auf die Lehre von Zivilrecht, römisches Recht und Verfahrensrecht gelegt. Andere Rechtszweige werden in diesem Rahmen kaum oder nur selten (Verwaltungsrecht, Handelsrecht oder Rechtsgeschichte) gelehrt. Zeitgenossen, unter anderempour lire la suite…