Die Kriegserklärung am 1. August 1914 löst die allgemeine Mobilmachung aus. Die Zahl der Männer im Alter von 20 bis 38 Jahren, die in die Reihen der Armee aufgenommen werden sollen, beläuft sich auf mehr als 3.800.000. Das Ausmaß des Beitrags der Franzosen zum Konflikt beschränkt sich jedoch nicht auf ihre Eingliederung in die militärische Institution. Tatsächlich mobilisiert sich die gesamte französische Gesellschaft in der sogenannten „Heiligen Union‟. Seit mehr als vier Jahren sind es Mitglieder ganzer Familien, Kämpfer und Zivilisten, die in ihren alltäglichen Aktivitäten von der Hoffnung auf den Sieg geleitet werden. Dies ist zum einen als Reaktion auf Aufforderungen der Regierung zu verstehen, die Kriegspropaganda betreibt, um alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens in den Konflikt einzubinden. Zum anderen entsteht diese Solidarität durch eine gefühlte Verpflichtung bei denen, die gesehen haben, wie ihr Sohn, Vater, Ehemann oder Bruder an die Front gegangen ist. Die Familie Le Coq de Kerland, Vertreter der Bourgeoisie von Bordeaux, stellt darin keine Ausnahme dar und zeugt von der Vielfalt der Formen, die die Mobilisierung während des Krieges in der französischen Gesellschaft annimmt. Der Familienvater, Charles Marie Stanislas, Professor an der juristischen Fakultät von Bordeaux, und der jüngere Sohn, Marie Charles Maurice Jean, ein junger Jurastudent, bieten zudem das Beispiel von Kriegspfaden von Juristen, die zwei verschiedenen Generationen angehören : die eine im Hinterland, die andere an der Front.
Die Familie, die in der gehobenen Gesellschaft von Bordeaux als „Le Coq de Kerland“ bekannt ist, heißt in Wirklichkeit Le Coq. In angesehenen Familien ist es damals üblich, dem eigenen Namen einen Partikelnamen hinzuzufügen, ähnlich wie im Scheinadel des Ancien Régime. Ständig und kontinuierlich verwendet, wurde dieser Name schließlich zum offiziellen Familiennamen im Standesamt, wie es auch bei den Le Coq de Kerland der Fall wurde. Der Namenszusatz „Kerland“ verweist vermutlich auf die bretonischen Wurzeln der Familie. Der Juraprofessor stammte zwar nicht aus der Hauptstadt der Gironde, wurde jedoch schnell in die mondänen Kreise eingeführt, da er 1876 die Tochter eines prominenten Notablen heiratete : des Hauptchirurgen des Krankenhauses von Bordeaux. Zudem ist die Mutter der Braut die Enkelin eines Kaufmanns aus Nantes, der während der Französischen Revolution 1794 in Bordeaux guillotiniert wurde.
Charles wurde 1844 auf der Insel La Réunion geboren, die damals „Île Bourbon“ genannt wurde, wo sein aus Concarneau stammender Vater als Marinekommissar für die logistische Unterstützung der französischen Flotte verantwortlich war. Wie viele Professoren seiner Generation entschied sich der junge Mann für die Anwaltskarriere. 1865 promovierte er in Rechtswissenschaften ; drei Jahre später schloss er sein Studium ab und begann seine Karriere an der juristischen Fakultät von Douai, bevor er zur Fakultät von Poitiers wechselte, wo er drei Jahre lang Zivilprozessrecht unterrichtete, was zu seiner Spezialität wurde. 1872 wurde Charles Le Coq de Kerland nach Bordeaux berufen, wo er das damals achtköpfige Professorenteam an der neu gegründeten juristischen Fakultät verstärkte. Er ließ sich dauerhaft in dieser Stadt nieder, wo er 1876 seine Hochzeit feierte und wo vier Söhne geboren wurden. Wie viele Juraprofessoren seiner Zeit ist bei Charles Le Coq kaum wissenschaftliche Produktion bekannt, jedoch schätzten seine Schüler die Klarheit seiner Vorlesungen und die zahlreichen Fallbeispiele, die das so trockene Thema Zivilprozessrecht zugänglicher machten. Hinzu kommt sein feierlicher Ton, der gut zu einer Universität passte, an der die Kurse noch in Roben gehalten wurden. Charles Le Coq de Kerland lehrte aber auch an der 1873 gegründeten Handelshochschule.
Einige Jahre vor dem Ersten Weltkrieg sind die Le Coq de Kerland ganz oben im l’illustren Jahrbuch des gesamten Südwestens verzeichnet. In diesen Seiten wird erwähnt, dass der Professor und seine Frau an zwei Tagen in der Woche Gesellschaft empfangen : dienstags in ihrem Haus in der Rue d’Aviau neben dem Bordeaux-Park, dem bevorzugten Viertel der Juristen, und donnerstags in ihrem Château des Chambrettes in Pessac am Stadtrand von Bordeaux. Ihre vier Söhne erscheinen dort unter den damals eher fremd klingenden Namen Henry, Robert, Edy und Karl, zu einer Zeit, in der Sprachkenntnisse, besonders im Englischen, als Zeichen sozialer Distinktion gelten. Der jüngste Sohn, Marie Charles, der sich Karl nennen lässt, wird 1887 geboren. Er besucht zwei bedeutende Gymnasien der Stadt, bevor er sein Abitur ablegt : das öffentliche Gymnasium von Bordeaux, heute Gymnasium Montaigne, sowie das private Gymnasium Sainte-Marie Grand Lebrun. Anschließend setzt er sein Studium fort, absolviert seinen Militärdienst, und erwirbt 1911 eine erste Licence an der juristischen Fakultät von Bordeaux und im darauffolgenden Jahr eine zweite Licence in Naturwissenschaften. Am Vorabend des Ersten Weltkriegs ist er bereits Chemieingenieur. Sein Vater steht kurz davor, 1914 nach 46 Jahren Lehrtätigkeit das letzte Jahr seiner Karriere abzuschließen. Doch der Ausbruch des Krieges wird ihre Wege trennen. Professor Le Coq verlängert – wie viele seiner Kollegen dieser Generation – seine Karriere, um den Betrieb einer Universität zu sichern, die sowohl durch Desorganisation als auch durch die Mobilisierung erheblich gefordet ist. Der junge Karl hingegen verfolgt weiter seine Leidenschaft aus der Jugend, um die französischen Streitkräfte mit einer neuen Waffe auszustatten.
Herr Professor Charles Le Coq : ein Lehrer im Dienst der Universität im Krieg
Die vier Brüder Le Coq werden bereits im August 1914 mobilisiert. Henri, geboren 1877 und bereits ehrenamtlich tätig sowie sein zwei Jahre jüngerer Bruder Robert werden beide als Verwaltungsbeamte eingezogen. Auch Edward, der 1904 im Alter von zwanzig Jahren wegen eines Herzfehlers vom Militärdienst freigestellt wurde, folgt diesem Weg. Der jüngste Bruder, Charles, tritt ebenfalls in die Dienste der Militärverwaltung ein und wird der 18. Sektion der Beamten und Verwaltungsangestellten zugeteilt. Obwohl die Familie aus Bordeaux somit deutlich an der nationalen Mobilisierung teilnimmt, genießen die vier Söhne des Professors eine vergleichsweise privilegierte Position unter den Mobilisierten. Dies liegt an verschiedenen Faktoren wie ihrem Alter, der Erfahrung in der Verwaltung, körperlichen Einschränkungen oder spezifischen Fähigkeiten, insbesondere beim jüngsten Bruder, der schnell als Deutschübersetzer eingesetzt wird. Der Professor ist sich dieses Privilegs umso mehr bewusst, da einige Söhne seiner Kollegen direkt an die Front geschickt wurden – etwa der Sohn des Verwaltungsrechtsexperten und zukünftigen Dekans der juristischen Fakultät von Bordeaux, Léon Duguit, der in Verdun fiel.
Bereits am Ende des akademischen Jahres 1913‑14 wird Charles Le Coq de Kerland mit der Desorganisation der Einrichtung konfrontiert, der er kurz nach deren Gründung beigetreten war. Neben der massenhaften Abreise der einberufenen Studenten, von denen einige aufgrund der angespannten internationalen Lage nicht einmal die letzten Prüfungen absolviert hatten, müssen die Fakultäten durch die plötzliche Einberufung einiger Professoren improvisieren. Dies betrifft besonders die Einrichtungen in der Provinz : Während an der Pariser Universität meist ältere Professoren lehren, arbeiten in den Provinzen oft jüngere. Die juristische Fakultät in Bordeaux ist jedoch relativ verschont, da das Durchschnittsalter der Professoren dort hoch ist. Von vierzehn Lehrkräften werden lediglich vier mobilisiert : Charles de Boeck und Jean Lescure, die ihre juristischen Kenntnisse im Bereich der Zensur einsetzen ; Julien Bonnecase, der vom Militärdienst befreit wird und für die Militärverwaltung qrbeitet ; und Maurice Palmade, der 1914 zum Professor ernannt wurde und sich der Infanterie anschließt, wo ihm für seine Verdienste auf dem Schlachtfeld die Militärmedaille und später die Ehrenlegion verliehen werden. Dazu kommt Professor Gustave Chéneaux, der zwar zu alt für die Mobilmachung war, sich jedoch freiwillig zum Kampf meldet und mit seinen Studenten in die Schlacht zieht, wo er den Tod findet. Professor Bonnecase, der in Bordeaux bleibt, gelingt es zwar, seine Lehrtätigkeit fortzusetzen, doch die Fakultät verliert in dieser Zeit fast ein Drittel ihrer Dozenten.
Die politischen Behörden in Frankreich legen großen Wert darauf, dass die akademischen Aktivitäten trotz des Kriegsgeschehens fortgeführt werden. In den akademischen Einrichtungen wird besonders die Mobilisierung für die Heilige Union betont. Die Universität wird so zu einem führenden Akteur an der „anderen Front“ im Hinterland, – „Kulturfront“ gegen die „deutschen Barbarei“. Diese wurde von deutschen Intellektuellen im sogenannten „Aufrufs der 93“ im Oktober 1914 untermauert. In Toulouse bekräftigt Dekan Maurice Hauriou, dass Frankreich und seine Verbündeten die Aufgabe hätten, die „helenolatinischen Kultur, […] als die einzige und wahrhaft menschliche Kultur, zu bewahren, die kein Volk verleugnen kann, ohne sofort in die Barbarei zurückzufallen“. Schnell stehen die juristischen Fakultäten an vorderster Front dieser „Kulturfront“. Unter der Feder juristischer Gelehrter, die mit allen Mitteln zur Mobilisierung der Zivilbevölkerung beitragen, wandelt sich diese Front bald in eine „Rechtsfront“ um. Die Sichtbarkeit der Mobilisierung variiert stark zwischen Paris und den Provinzstädten, wo öffentliche Vorträge mit propagandistischen Charakter seltener sind. Doch an allen Universitätsstandorten wird unermüdlich gearbeitet. Besonders groß ist die Aufregung in Bordeaux, das im September 1914 für drei Monate zum politischen Zentrum des Landes wird. Angesichts des deutschen Vormarschs nach Paris zieht sich die Regierung in die Hauptstadt der Gironde zurück. Auch wenn die Leichtigkeit der exilierten Pariser Oberschicht von Beobachtern teils als unangemessen empfunden wird, ist die Stadt von patriotischen Gefühlen erfüllt.
An der juristischen Fakultät von Bordeaux herrscht also mehr denn je die „Stunde der Selbsthingabe“ für den Sieg. Hier verzichten alle bis zum Dekan auf ihre Annehmlichkeiten, um wichtige Einrichtungen des Bildungsministeriums unterzubringen. Nicht mobilisierte Professoren übernehmen ehrenamtlich die Vorlesungen ihrer Kollegen an der Front, wie Georges Ferron, der Gustave Chéneaux Lehrverpflichtungen kostenlos weiterführt. Léon Duguit gründet sogar ein provisorisches Zivilkrankenhaus, in dem seine Kollegen, Professoren für Rechtsgeschichte und römisches Recht, sich nicht scheuen, als Sanitäter tätig zu werden. Charles Le Coq de Kerland, der diese Entwicklungen an einer Fakultät erlebt, der er den Großteil seiner Karriere gewidmet hat, kann sich nicht dazu durchringen, wie geplant in den Ruhestand zu gehen. Statt sich auf sein Anwesen Chambrettes zurückzuziehen, um sich ganz der Weinproduktion zu widmen – Weine, die jenseits des Atlantiks bereits für ihren „Körper, ihre schöne Farbe, ihre Finesse und ihren ausgeprägten Saft“ bekannt sind –, entscheidet sich der alte Staatsdiener, seine Lehrtätigkeit freiwillig fortzusetzen. Auch sein Kollege Camille Levillain, ebenfalls kürzlich pensioniert, schließt sich dieser patriotischen Haltung an, was unter den Studierenden besonderen Respekt auslöst. Charles Le Coq de Kerland wird bald zudem das besondere Ansehen genießen, der Vater eines Talents der beginnenden Luftfahrt zu sein.
Karl Le Coq genannt Kerland : Ein Jurastudent in der Luftfahrt
Die Jugend von Karl Le Coq offenbart eine Persönlichkeit voller Gegensätze, die zum einen dem Habitus seines familiären Umfelds entspricht, sich zugleich aber durch die Unabhängigkeit seiner persönlichen Entscheidungen abhebt. Nach dem Abitur schlägt der junge Mann zunächst den gleichen Weg wie sein Vater ein und erwirbt eine licence in Rechtswissenschaften sowie eine in Naturwissenschaften. Auch wenn er sich schließlich von den juristischen, militärischen und kommerziellen Bereichen entfernt, die die Karrieren seiner Eltern prägten, um Chemiker zu werden, markiert dies für diesen Spross einer angesehenen Familie nur den Anfang. Denn er interessiert sich leidenschaftlich für die aufstrebende Disziplin der Luftfahrt.
Im Jahr 1909 lernt Karl im Rahmen seiner sportlichen Aktivitäten beim Racing Club de France Geo Chávez kennen. Beeindruckt von Karls Begeisterung lädt ihn dieser Luftfahrtpionier ein, einige Tage später, als Passagier an Bord seines Flugzeugs mitzufliegen. Für den Spross einer Seefahrerfamilie genügt diese Erfahrung, um ihn für die Fliegerei zu begeistern. Von Bordeaux aus besucht er fortan regelmäßig den Flugplatz von Mérignac, um bei Marcel Issartier das Fliegen zu elernen. Zunächst steuert er Eindeckerflugzeuge vom Modell Blériot XI, benannt nach dem Piloten, der 1909 den Ärmelkanal überquerte, später auch das Modell Deperdussin. All dies geschieht gegen das ausdrückliche Verbot seines Vaters, der die Luftfahrt als gefährliche Beschäftigung betrachtet, und trotz des tragischen Todes von Chávez, genannt der „Bartgeier“, der bei einer gewaltsamen Landung nach der ersten Alpenüberquerung tödlich verunglückte. Als Charles Le Coq jedoch erfährt, dass sein Sohn seinem Verbot zum Trotz weiterhin fliegt, zwingt er ihn, sein Projekt, den Flugschein zu machen, aufzugeben und sich ausschließlich dem Studium zu widmen.
Mit dem Ausbruch des Krieges scheint Karl Le Coqs Traum von der Luftfahrt endgültig vorbei zu sein. Wie seine Brüder wird er als Verwaltungsoffizier eingesetzt, eine Aufgabe, die er während eines Teils seines Militärdienstes bereits kennengelernt hat. Dennoch zeigt er sich mit dieser administrativen Routine unzufrieden und versucht, ihr ein erstes Mal zu entkommen, indem er das Auswahlverfahren für die Stelle eines deutschsprachigen Praktikantendolmetscher besteht, da er die deutsche Sprache hervorragend beherrscht. Doch auf diese Aufgaben, erscheinen dem ehrgeizigen Korporal als unbefriedigend und untergeordnet. Daher beantragt er bald eine Beförderung zum Attaché des Verwaltungs- und Versorgungsdienstes, die ihm aufgrund der ausgezeichneten Bewertungen seiner Vorgesetzten schließlich gewährt wird.
Der Konflikt führt zur Entwicklung der militärischen Luftfahrt. Trotz der Debatten, die diese Neuigkeit in der Armee provoziert, werden Flugzeuge zunächst für Aufklärungsmissionen in der französischen Armee eingesetzt. Die Entwicklung einer Kampffliegerflotte durch die Deutschen, die es schaffen, das Maschinengewehr mit dem Propeller des Flugzeugs zu synchronisieren, veranlasst die Franzosen, ähnliche Fortschritte zu machen. Im Stellungskrieg am Boden werden die ersten Piloten in den Augen der anderen Wehrpflichtigen zu wahren Rittern des Himmels. Sie entthronen sogar die Kavallerie in ihrem Prestige und ihre Heldentaten werden in einer neuen Presse, die sich auf Abenteuer in der Luftfahrt spezialisiert hat, bis ins Hinterland weitergetragen.
Diese Entwicklungen wecken Karls Traum von der Luftfahrt erneut. Dieses Mal beugen sich die Eltern vor der neuen Pracht dieser Tätigkeit und geben ihre Zustimmung. Er beantragt seine Integration in die Militärluftfahrt und tritt im Februar 1916 in die Flugschule ein. Nachdem er sein Flugschein erhalten hat, wird er im September als Pilot der in Lothringen stationierten Staffel N 68 eingesetzt, nachdem er eine Spezialisierung auf „schnelles Flugzeug“ absolviert hat, die ihn zum Kampfpiloten ausbildet, genau in dem Moment, als die ersten Bomber auftauchen. Der junge Flieger schießt im November 1916 eine Aviatik C im Wald von Gremecey in der Mosel ab. Nach diesem ersten homologierten Sieg folgen drei weitere, die nicht offiziell anerkannt werden. Kurz darauf wird er im Geschwader N 90 versetzt. Die französische Luftfahrt unterliegt strengen Homologationsregeln, die insbesondere vorschreiben, dass das Ziel am Boden getroffen werden muss, was verunmöglicht wird, wenn das Flugzeug hinter den feindlichen Linien abstürzt.
In dieser neuen Einheit, die einen Hahn als Emblem trägt (Le Coq bedeutet „der Hahn“), trifft Karl Le Coq de Kerland auf eine besonders mutige Fliegerbande, die nicht zögert, die hinter den feindlichen Linien liegenden Feldluftschiffer anzugreifen. Unter ihnen befindet sich auch Marc Ambrogi, der 1918 sogar einen „Doppelsieg“ erzielt, das heißt das Abschießen von zwei Ballons innerhalb weniger Minuten. Im Januar 1918 teilt er mit Kerland seinen dritten offiziellen Sieg. Erfreut über seine Erfolge und mit einem Jahr Dienstalter trotz einer Zeit im Krankenhaus, tritt de Kerland im Juni desselben Jahres in das Kommando der Staffel SPA 82 ein. Dank seiner Führungsqualitäten wird er so respektiert, dass seine Männer einen rot-weißen Wimpel mit einem Hahnkopf als Abzeichen tragen, was direkt auf seinen Nachnamen anspielt. In dieser neuen Position erringt der Flieger noch fünf weitere Siege, darunter zwei am selben Tag, dem 11. Juli.
Das Geschwader, das Le Coq de Kerland am Ende des Krieges leitet, wird schließlich mit einem anderen unter dem Namen GC 23 vereint. De Kerland beendet den Krieg mit insgesamt 14 Siegen, von denen 7 homologiert werden konnten. Obwohl seine Erfolgsbilanz nicht mit der von Georges Guynemer vergleichbar ist, der 53 homologierte und etwa dreißig wahrscheinliche Siege errang, erfüllt er dennoch die Voraussetzungen, um den Status eines Jagdfliegers zu erreichen, für den 5 homologierte Siege erforderlich sind. Mehrmals von den Militärbehörden zitiert, wird er im Oktober 1918 mit dem Kriegskreuz mit fünf Bronzepalmen, dem belgischen Kriegskreuz und dem Ritter der Ehrenlegion ausgezeichnet.
Wenige Tage vor dem Waffenstillstand tritt Karl Le Coq de Kerland in die aktive Armee ein und bleibt bis 1923 im Dienst. Nach seiner Heirat im Jahr 1920 beantragt er unbezahlten Urlaub, um die Verwaltung der Fabriken seines Schwiegervaters zu übernehmen. Sein Vater geht Anfang 1918 in den Ruhestand und zieht sich auf sein Weingut in Les Chambrettes zurück, wo er einige Jahre die Weinproduktion leitet, bevor er nach Paris zurückkehrt, wo seine Söhne wohnen. Dort stirbt er Anfang 1922. Karl Le Coq de Kerland kombiniert bald sein juristisches Diplom mit seiner Erfahrung in der Luftwaffe und übt ab 1921 den Beruf des Anwalts am Berufungsgericht von Paris aus. Er spezialisiert sich auf die Verteidigung von Fliegern in Haftungsprozessen, insbesondere der Kampfpiloten André Martenot de Cordoux, Dieudonné Costes und Paul Louis Weiller. Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wird er erneut einberufen. Er wird im Generalstab des Luftkommandos der Levante eingegliedert und ist einer der wenigen Offiziere, die es schaffen, ihre Männer während des Debakels nach England zu bringen. Da er selbst Frankreich nicht verlassen kann, ist er bis zum Ende der Feindseligkeiten in Paris im Widerstand tätig, wo die deutschen Behörden 1942 versuchen, ihn zu verhaften. Später ist er in Grenoble aktiv, wo er zum Leiter des Luftwiderstands für den Südosten ernannt wird. Nach dem Krieg tritt er in den Obersten Justizrat ein und ist von 1959 bis 1967 sogar Mitglied des Verfassungsrates. Er stirbt schließlich am 7. November 1978 im Alter von 90 Jahren in seiner Heimatstadt.
Kevin Brémond, Doktor der Rechtsgeschichte (Universität Bordeaux)
Literaturangaben
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